Holz-Zentralblatt
editore
DRW-Verlag Weinbrenner
anno
2016
luogo
Germania
progettisti citati
Elisa Burnazzi e Davide Feltrin
pagina
1216
numero
42 – dicembre 2016
autrice
Sandra Makowski
progettazione
Elisa Burnazzi
foto
Carlo Baroni
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Magazine
Nur wenig Holz beim Finale
(Preisverleihung beim »World Architecture Festival« in Berlin)
Das „World Architecture Festival“ gilt als einer der großen internationalen Treffpunkte für Architekten. In diesem Jahr gastierte er vom 16. bis zum 18. November erstmals in Berlin. Neben Seminaren zu aktuellen Herausforderungen der Architektur (z. B. zu den Themen Urbanisierung, Gestaltung von Flüchtlingsunterkünften, Niedrigenergiebauweise) war vor allem der dazugehörige Architekturwettbewerb von Interesse. Aus hölzerner Sicht war es jedoch eine Enttäuschung, nur wenige Holzbauten kamen in die Finalrunde. Allerdings überzeugte das Dach des „Grandview Aquatic Centre“ nicht nur Rückenschwimmer mit einem Dach aus Brettschichtholz, sondern auch die Jury mit einer Rekordkonstruktion.
Aus 58 Ländern wurden Bauten und Pläne eingereicht, die um den Titel in verschiedenen Sektoren buhlten – beispielsweise in den Bereichen Bürogebäude, Krankenhausbau oder Schulgebäude. Seit Juli standen die insgesamt 343 Finalisten in 32 Wettbewerbskategorien fest. Mit dabei: viele beeindruckende Bauten, etwa ein spektakulär aus einem Berg herausragender Museumsbau, den die im März verstorbene Stararchitektin Zaha Hadid entwarf. Auf 2 275 m Höhe bietet der Betonbau eine fantastische Aussicht. Und die einprägsam gestaltete Herberge des „Messner Mountain Museums“ ist dabei selbst eine Sehenswürdigkeit. In der Endrunde des Wettbewerbs fanden sich viele Großbauten – viel Stahl, viel Glas, viel Beton. Dass man auch mit Holz punkten kann, bewiesen nur sehr wenige Ausnahmen, die zu den Finalisten zählten. Wie etwa eine Sporthalle in Sydney, die mit einer perforierten Fläche aus Ahornfurnier für Schallschutz und Schönheit gleichermaßen sorgte. Oder der chinesische Pavillon für die Weltausstellung „Expo 2015“ in Mailand, der im Bereich Kulturbauten ausgewählt wurde.
Gemeindehaus aus Lärche
Das Gemeindehaus in Italien, entworfen vom heimischen Architekturbüro Burnazzi Feltrin, schaffte es in die Finalrunde für Stadt- und Gemeindebauten – und musste sich dort einem spanischen Steingebäude geschlagen geben. Nachdem das alte Gemeindehaus einem Erdbeben zum Opfer fiel, wurde bei der Neugestaltung auf eine natürliche Erscheinung geachtet. Das Dach ist bepflanzt mit Gras, an den Fassaden und auf der Parkfläche für Autos und Zweiräder sind Seile angebracht, an der sich schon bald Weinreben nach oben schlängeln sollen. Das Gebäude besteht aus einer Struktur aus Stahlbeton, die Pergolas aus Stahl. Doch ins Auge fällt besonders die Verkleidung aus Lärchenholz, das auch für Türen und Fenster verwendet wurde. Dass man sich so bewusst für Holz entschieden hat, liegt auch an der Vorgeschichte. Da, wo die Natur sich so zerstörerisch gezeigt hat, sei das Gebäude, begrünt und mit einem Naturmaterial gestaltet, auch „eine Inspiration für ein wiedergewonnenes Vertrauen in die Natur“. Canary Wharf Auch der Bau von Foster + Partners am Verkehrsknotenpunkt Canary Wharf in London punktet mit Holz. Das Gebäude beherbergt ein Einkaufszentrum direkt am Bahnhof. Über 300 m lang ist der Bau, der dicht mit Pflanzen bestückt ist. Die Dachkonstruktion erinnert an das Stadion des FC Bayern. Ebenso wie das Dach der „Allianz Arena“ besteht die Dachkonstruktion des Bahnhofs aus Folienkissen aus ETFE (Ethylen-Tetrafluorethylen). Jene Kissen, die leichter als Glas sind, sollen stark isolieren und nachts für ein sanft erleuchtetes Gebäude sorgen. Holz wurde bewusst als Gegenpol zu den Glas- und Stahlgebäuden in der Nachbarschaft gewählt. Das Brettschichtholz aus Fichte sorgt für ein schönes Gittergebilde, das nicht nur aus optischen Gesichtspunkten ausgewählt wurde. Sondern auch deshalb, weil es exakt und ökonomisch verarbeitet werden kann und so die ideale Basis für das komplexe geometrische Design bot. Gewonnen hat diese Kategorie allerdings das Tornhuset in Malmö, mit einer auffälligen Fassade aus Aluminium und Glas.
Markthalle auf Zeit
Als die alte Östermalm-Markthalle in Stockholm (Schweden) renoviert werden musste, sollte die traditionelle Kundschaft der Händler nicht vertrieben werden. Daher fand das heimische Architekturbüro Tengbom eine 1970 m² große temporäre Lösung aus Kiefernholz und lichtdurchlässigen Polycarbonatplatten. Ein Bau, der vor allem durch Kosteneffizienz und leichtgewichtige, nachhaltige Materialien überzeugte. Latten aus Kiefernholz wurden auf Sperrholzplatten aufgebracht und sorgen so für eine ansprechende Fassade. Gehalten werden die Bauteile im Inneren von Stahlklammern, die es ermöglichen sollen, dass die Konstruktion abund später an anderer Stelle wiederaufgebaut werden kann. Aber auch hier ging der Holzbau leer aus: ein eher konservativer, herrschaftlicher Bau in Amsterdam wurde als bestes Einkaufsgebäude ausgezeichnet. Der chinesische Pavillon für die Weltausstellung „Expo“ 2015 in Mailand, eine Zusammenarbeit der Tsinghua-Universität in Peking und des New Yorker Unternehmens Link-Arc, besteht aus einem gewellten Dach aus einer BSHKonstruktion. Bedeckt wurde das Dach mit Schindeln aus Bambusplatten, die für eine besondere Textur von außen und für ein lebendiges Spiel von Licht und Schatten im Inneren sorgen. Schön, aber nicht beeindruckend genug für den Sieg: den ersten Platz errang das Nationalmuseum in Polen, das die Jury mit sehr viel Stein und Beton überzeugte – und auch den wichtigsten Preis als Gebäude des Jahres gewann.
And the winner is…
Doch ganz ohne Ehrung gingen die Holzbauten nicht nach Hause. Das „Grandview Heights Aquatic Centre“ in Surrey, Kanada, ist ein Schwimmbad, das groß genug ist für internationale Wettbewerbe: zehn Bahnen, Sprungtürme und Platz für 900 Zuschauer. Bei solchen Dimensionen kommt dem Dach eine entscheidende Bedeutung zu. Das kanadische Architektenteam von HCMA wollte nicht einfach Stahl verwenden, sondern neue Wege beschreiten. Daher kam Brettschichtholz aus Douglasien aus der Region zum Einsatz. Damit konstruierten die Kanadier gleich mal die längste Holzdachkonstruktion dieser Art weltweit. Das sieht nicht nur spektakulär aus, es war auch in nur acht Tagen montiert. Mit einem Kran wurden die vorgefertigten Elemente in kürzester Zeit auf Position gebracht. Der Architekt des Gebäudes, Darryl Condon, sagte, dass seine Kollegen wagemutiger im Umgang mit Holz sein sollten als sie es bisher sind. Seine eigene Kühnheit wurde belohnt. Mit einem hochverdienten ersten Preis in der Kategorie für Sportbauten. Sandra Makowski